Ein kleiner Rundflug
über die Alpen gefällig? Oder wie wäre es mit einem halsbrecherischen Flug durch den
Grand Canyon? Wer das erleben will, braucht nicht gleich nach Arizona oder Tirol zu
fahren. Die einzigen Voraussetzungen sind ein schneller Rechner und Vistapro 3.0! Der
bekannte Landschaftsgenerator der Firma Virtual Reality Laboratories liegt nun in der
Version 3.0 auch auf den MS-DOS kompatiblen Geräten vor und wurde noch einmal verbessert.
Vista wird am Amiga in zwei Versionen geliefert, einer Integer- und einer Floating
Point-Version. Für den PC gibt es Vista als Windows und Dos Variante. Die
Benutzeroberfläche präsentiert sich im, bereits von den am Amiga bekannten Vorgängern,
gewohnten Aussehen. Alle Funktionen sind über Gadgets zu steuern und somit einfach zu
bedienen. In der linken Hälfte des Bildschirmes ist die aktuell geladene Landschaft zu
sehen. Die Höhenlinien der Landschaft unterscheidet man an ihren Farben. Bei
Gebirgszügen sind die höchsten Stellen weiß und die niedrigsten dunkelbraun. Gras ist
grün, Wasser blau etc. Auf der rechten Bildschirmhälfte befindet sich das Controlpanel.
Sämtliche Funktionen werden von hier gesteuert. Die obersten beiden Gadgets sind das
Kamera- und das Target-Gadget. Klickt man das Kameragadget an und bewegt die Maus über
das Landschaftsfeld, so erscheinen am unteren Rand des Fensters die Kamerakoordinaten. Mit
einem weiteren Klick fixiert man die Kamera an dieser Stelle. Genauso verfährt man mit
dem Target, dem Zielpunkt. Leider vermisse ich eine aussagekräftige Perspektivansicht.
Zwar bietet Vista eine solche, sie ist aber nur so groß wie das Landschaftsfeld und in
Wireframe. Diese Ansicht reicht nicht immer aus, um sich ein Bild zu machen über den
Blickwinkel, und oft bleibt dem User dann nur noch das Trial and Error Prinzip. Hat man
einen zufriedenstellenden Blickwinkel gefunden, kann man die Landschaft ganz nach Belieben
gestalten. Die Funktionen von Vista sind sehr zahlreich und reichen von der Generierung
von Bäumen, Wolken, Seen, Flüssen und Wasserfällen bis hin zur Einfügung von Straßen
und Häusern in die Landschaft. Da das Handbuch sehr ausführlich auf alle Funktionen
eingeht, möchte ich hier nur auf die, meiner Meinung nach, wichtigsten und mächtigsten
eingehen. Was wäre die schönste Landschaft ohne Bäume? Selbst in der Wüste gedeihen
hin und wieder armselige Gestrüppe! Die Programmierer von Vista ließen sich hier einiges
einfallen. Man hat die Wahl zwischen Pinien, Eichen, Kakteen, Palmen und natürlich Gras.
Klickt man das Tree-Gadget an, so erscheint das Treecontrolpanel. In diesem Panel kann der
Anwender definieren, in welchen Regionen Bäume wachsen sollen und welche das sein sollen.
Er kann weiters die Detailgenauigkeit und die Größe der Bäume festlegen. So ist es z.B.
möglich, wie in der Realität, den Baumbewuchs mit zunehmender Höhe spärlicher werden
zu lassen. Wem es aber Spaß macht, mitten in einem Alpental Palmen sprießen zu lassen,
bitte sehr! Alles ist möglich! Im Standardmodus sind die Bäume in allen Regionen gleich
hoch und von der gleichen Beschaffenheit. Daß dies nicht der Realität entspricht,
brauche ich wohl niemandem zu sagen. Um diesem Übel abzuhelfen, gibt es den Expertmodus
(am Amiga). Klickt man dieses Gadget (es befindet sich links oben im Treecontrolpanel),
erscheint erst einmal ein mit Gadgets gefüllter Schirm. Was beim ersten Hinsehen sehr
verwirrend aussieht, erweist sich als die totale Kontrolle über die Bäume in unserer
virtuellen Welt. Die Größe und Detailgenauigkeit kann im Expertmodus in jeder
Höhenregion manipuliert werden. Wie wärs mit dichterem Laub im Tal und spärlicherem in
höheren Regionen? Voila! Wem das noch nicht reicht, der kann über seine Bäume eine
Textur legen. Die Ergebnisse sind noch besser, die Rechenzeit steigert sich aber
erheblich. Wie überhaupt in Vista eine Regel gilt: je mehr Details desto höhere
Rechenzeit! Bei all diesen Möglichkeiten sollte man eines nicht vergessen. Vista plaziert
die Bäume zufällig. Das Programm nimmt dabei nur auf Regionen Rücksicht, in denen
unmöglich Bäume wachsen können wie z.B.eine Steilwand oder ein Überhang. Was aber,
wenn ich ganz plaziert meine Bäume pflanzen möchte. Auch dafür gibt es Abhilfe! Wir
verlassen das Treemenu durch einen Klick auf das Off-Gadget und kommen so automatisch
wieder in das Controlpanel. Mit einem Klick auf das Place-Gadget erscheint ein Untermenü,
in welchem der User, nach einem Klick auf das Zoom-Gadget, eine bestimmte Region mit einer
Box definieren kann. Diese Region wird vergrößert dargestellt. Nun ist es möglich, ganz
gezielt Bäume, Häuser, Gras und auch Straßen zu plazieren. Leider kann man einmal
gesetzte Bäume oder Häuser nur einzeln entfernen. Dies mag ja bei nur einem gesetzten
Objekt ganz gut sein, will man aber mehrere Objekte entfernen, wird die Sache
umständlich. Eine Box, wie beim Definieren eines Bereiches, wäre hier angebracht. Nun
aber genug von den Bäumen! Ein zweites Kriterium, welches eine Landschaft sehr
realistisch aussehen läßt, sind Wolken! Der strahlendblaue Himmel ohne ein einziges
Wölkchen wird schnell langweilig, und deshalb wurde Vista3.0 um einen äußerst fähigen
Menüpunkt bereichert. Er heißt, wie war es auch anders zu erwarten, Clouds und befindet
sich im Controlpanel. Wählt man ihn an, befindet man sich im Cloudpanel. Mit einigen
wenigen Parametern lassen sich sehr realistische Wolken erzeugen. Density regelt die
Dichte der Wolken, Hardness ihre Schärfe und Altitude die Höhe. Niedrige Densitywerte
resultieren in einer lockereren Wolkenmasse, höhere Werte in einer sehr kompakten.
Niedrige Hardnesswerte lassen die Wolken sehr weich erscheinen, während hohe Werte in
sehr scharfen Kanten resultieren. Über Altitude gibt es nur eines zu sagen, nämlich,
daß die Kamera niemals über den Wolken plaziert werden kann. Fractal Detail läßt die
Wolken durch Hinzufügen von fraktalen Teilen noch realistischer erscheinen. Die Funktion
Cloud Size bestimmt, wie der Name sagt, die Größe der Wolken. Mit den Gadgets Random
Clouds und Dem Clouds legt man die Art der zu generierenden Cloud Map fest. Random Clouds
generiert die Wolken zufällig und nur am Himmel der Landschaft, während Dem Clouds die
ganze Landschaft in eine Wolkenmasse verwandelt. Die höchsten Punkte werden zu Wolken und
die Täler zu Löchern. Man kann damit sehr leicht Brushes generieren und sie in anderen
Programmen weiterverwenden. Die festgelegten Werte können abgespeichert und in einem
anderen Projekt verwendet werden. Mit einem Klick auf das Enable Clouds Gadget werden alle
vorgenommenen Einstellungen deaktiviert. So viel also zu den Wolken! Wie ich eingangs
erwähnte, möchte ich hier nur auf die wesentlichsten Merkmale von Vista eingehen. Würde
ich versuchen, alle Funktionen von Vista zu beschreiben, würde dies den Rahmen dieser
Zeitung sprengen. Was ist also noch Wesentliches zu Vista zu sagen? Da wäre zum Ersten
die Möglichkeit, die Farbpalette einer kompletten Landschaft zu verändern. Alle Teile
eines Bildes wie z.B. Felsen, Gras, Wolken, Dunst, Himmel, Häuser, Flüsse etc. können
farblich angepasst werden. So ist es möglich, dem Bild sowohl die Stimmung eines schönen
Sommertages als auch die Stimmung eines herannahenden Gewitters zu geben. Auch fabelhafte
Sonnenuntergänge sind so mit dem Gadget Haze Density kein Problem. Apropos Dunst! Kann
man die Dichte des Dunstes regulieren, so kann Nebel hüllen oder, um die Tiefe des Bildes
zu erhöhen, die Landschaft mit zunehmender Entfernung im Dunst verschwinden lassen. So
viel also zum Thema Tiefenschärfe! Wenden wir uns nun den Berechnungsmöglichkeiten zu.
Bevor man eine Berechnung startet, muß man Vista mitteilen, in welchem Modus diese
erfolgen soll. Dazu wählt man am Amiga aus dem Pulldownmenü GrModes das Untermenü
Graphics Panel. Hier legt man Auflösung und Farbtiefe fest. Am PC kann man die Auflösung
im Menü Image definieren. Hat der Anwender nun Auflösung und Farbtiefe festgelegt, muß
er den gewünschten Grafikmode definieren. Dazu wechselt er in das Pulldownmenu Script.
Hier können neue Scripts erstellt werden, bereits bestehende geladen, fertige Scripts
gerendert oder, mittels einer Previewfunktion, begutachtet werden. Außerdem kann sich der
User entscheiden, ob er sein Script in IFF, IFF24, RGB oder VAnim (am PC: Targa24, BMP24,
PXC und VAN) gerendert haben möchte. VAnim ist ein eigenes Animformat, welches
Animationen von der Festplatte abspielt. Voraussetzung sind ein schneller Computer und
eine ebenso schnelle Festplatte. Allerdings hält sich die Abspielgeschwindigkeit für
meine Begriffe in Grenzen. Um halbwegs flüssige Animationen zu sehen, bedarf es schon
eines leistungsfähigen Rechners (Amiga 4000, bzw. 486DX4 100MHz, besser Pentium). Es
werden alle Grafikmodi inklusive der VGA-Modi unterstützt. Allerdings sucht man einen VGA
Menupunkt vergeblich. Am Amiga muß man Vista mittels eines Befehls seiner eigenen
Scriptsprache mitteilen, daß man ein Bild gerne in IFF256 oder HAM8 berechnet haben
möchte. Dazu aber muß man mit einem Texteditor arbeiten. Die Scriptsprache wird zwar in
einem eigenen Handbuch gut erklärt, aber ein Gadget für die VGA-Modi wäre doch sehr
wünschenswert. Was aber ist so ein Script? Ein Script ist ein ASCII File, in welchem
sämtliche Parameter eines Bildes inklusive der Kamera und Targetposition festgehalten
werden. Nur mittels eines Scripts kann in Vista eine Animation erstellt werden. Man muß
dazu für jedes Frame Anfang und Endpunkt mittels X, Y und Z Koordinaten festlegen. Das
hieße für 200 Frames 200 Textzeilen! Dies schränkt die Animationsfähigkeit von Vista
sehr ein, wenn da nicht das Programm Makepath wäre! Makepath muß man allerdings extra
erwerben (in der PC-DOS Version ist dieses Programm inkludiert)! Ein etwas höherer Preis,
und Makepath könnte sich durchaus im Lieferumfang von Vista befinden! Jeder Anwender
wäre dankbar! Im Script Menu kann man auch noch einen Vorder- oder Hintergrund für ein
Bild laden. Der Menupunkt Show Render zeigt dem User während des Renderns die schon
fertigen Teile des Bildes. Das ist zwar eine nette Spielerei, braucht aber gehörig
Rechenleistung.Hat man nun eine Farbtiefe gewählt, müssen noch einige wesentliche Dinge
festgelegt werden. Zurück im Controlpanel gilt es nun, die Polygongröße zu definieren.
Vista baut eine Landschaft aus Polygonen auf. Je größer diese sind, desto grober und
kantiger wirkt die Landschaft, je kleiner sie sind, desto glatter und feiner wirkt die
Landschaft. Allerdings gilt auch hier wieder: je mehr und deshalb kleinere Polygone, desto
länger die Rechenzeit! Außerdem kann man das Dithering erhöhen, das Goraudshading
aktivieren und die Landschaft mit einer Textur überziehen. Es stehen zwei Texturen zur
Wahl: Altitude und Shade. Was Dithering ist, brauche ich sicher niemandem zu erklären,
was aber ist Goraudshading? Goraudshading verleiht der Landschaft ein sehr weiches, aber
auch sehr künstliches Aussehen. Es glättet die Polygone und hat eine Art Antialiasing
Funktion. Wer z.B. mit einer Altitude Textur arbeitet, welche die Landschaft plastischer
wirken läßt, sollte sich das Goraudshading verkneifen. Es wären zwei total
gegensätzliche Funktionen! Will man also realistisch wirkende Landschaften, so sollte man
mit einer Altitude Textur ohne GShading arbeiten, wer aber bewußt einen künstlichen
Eindruck vermitteln möchte, sollte sich der Shading Textur und des GShadings bedienen.
Aktiviert man das Light Gadget, befindet man sich im Light Menu. Hier kann man
Einfallswinkel und Richtung des Lichtes festlegen. Außerdem kann der Anwender festlegen,
ob Schatten erzeugt werden sollen oder nicht. Hat man alles zu seiner Zufriedenheit
definiert, so wird das Bild mittels des Render Gadgets berechnet. Je nach Performance des
Rechners kann man dann nach einiger Zeit das Bild bewundern. Dies wäre, kurz gefaßt, die
Entstehungsgeschichte eines Bildes. Kann das Ergebnis gefallen, speichert man es im Save
Menu ab. Wer mit Vista eigene Landschaften erstellen will, kann das im Fractalmenu tun.
Nach einem Klick auf das Frac Gadget befindet man sich im Fractal Menu. Hier kann man die
Polygongröße und die Art der Landschaft definieren. Es stehen Random und Island zu Wahl.
Allerdings sind alle Ergebnisse rein zufällig und kaum zu beeinflussen. Wer also nicht
mit den mitgelieferten DEM Landschaften auskommt, muß sich bei Virtual Reality
Laboratories einen Satz von Landschaften bestellen. Diese sind in sehr großer Anzahl
vorhanden. So werden z.B. fast ganz Californien, Yosemite Valley, der Grand Canyon und die
Marskrater und Schluchten angeboten. Hat man einen Satz Landschaften geordert, so kann man
eine ganze Region laden. Im Projektmenu legt man die Größe der Region fest. Large wären
z.B. 4 Landscapes und Huge gar 16. So ist es möglich, einen ganzen Bereich z.B.des
Yosemite Valleys zu bearbeiten. Die Grenzen setzt nur der Arbeitsspeicher! Eine weitere
Besonderheit von Vista (Amiga-Version) ist die Möglichkeit, eine Landschaft im
Turbosilver Format abzuspeichern. Diese Landschaft kann man dann ganz einfach in Imagine
als Object laden und weiterverwenden. Wer dennoch seine eigene Landschaft generieren
möchte, der kann mit einem Malprogramm ein Bild erstellen , dieses als Graustufenbild
abspeichern und dann als Vista DEM File konvertieren. Wie ich schon bei den Clouds
erwähnte, kann man im Savemenu auch eine Farbpalette abspeichern und in einem anderen
Projekt weiterverwenden. Natürlich kann man auch ein komplettes Projekt in diesem Menu
abspeichern. Mittels des Menupunktes Save extended DEM wird ein Projekt mit allen
Attributen wie Farbpalette, Wolken, Bäume, Flüssen etc. abgespeichert. Ich könnte hier
natürlich noch seitenweise Features von Vista auflisten und beschreiben, aber das wäre
ja dann ein Workshop und kein Kurzbericht! Wen ich also mit diesen Zeilen auf den
Geschmack gebracht habe, der sollte Vista KAUFEN! Dieses Programm ist jeden Schilling
wert, den es kostet. Kein anderes Programm, und dies gilt auch für andere Systeme, kann
so rea-listische Bilder erzeugen wie Vista. Also nichts wie los zum Händler und Vista
ordern! Ihr werdet eine ganze Weile nichts anderes mehr tun wollen als immer neue
Landschaften zu erstellen. Das ist eine Eigenerfahrung!! Allerdings sollte man gleich auch
Makepath ordern, denn sonst sieht es mit Animationen schlecht aus. Also bis bald auf dem
Mars! Oder vielleicht am Matterhorn?